Abstract
Die Region Emden-Krummhörn in Ostfriesland wird aufgrund ihrer besonderen Lage zur angrenzenden Nordsee von einer Vielzahl hydrologischer Risiken bedroht. Da z. B. große Teile der Region unter dem Meeresspiegel liegen, werden Deiche zum Schutz vor Sturm-fluten benötigt. Zudem muss Niederschlag aus dem tiefliegenden Hinterland mit Hilfe von Sielen und Schöpfwerken entwässert werden. Im Zuge des Klimawandels droht sich diese multiple Risikolage von mehreren Seiten zu verschärfen, da Ereignisse wie Starkregen und Sturmfluten zukünftig häufiger und/oder extremer auftreten können. Um diesen steigen-den Herausforderungen im Küsten- und Katastrophenschutz zu begegnen, wurden im For-schungsprojekt „EXTREMENESS – Extreme Nordseesturmfluten und mögliche Auswir-kungen“ Sturmflutrisiken für die Region Emden-Krummhörn transdisziplinär untersucht. Im vorliegenden Beitrag werden (a) das transdisziplinäre Risikomanagement im Umgang mit extremen, möglichen Nordseesturmfluten in einem Wissenschafts-Praxis-Kooperati-onsforum beschrieben und (b) die auf hydrodynamisch-numerischen Simulationen basie-renden Schadenspotenzialanalysen vorgestellt, die für die Bewertung und Diskussion der Konsequenzen im Rahmen des Kooperationsforums verwendet wurden. Wissenschaftler und Fachleute aus der Praxis haben dabei zunächst die Risikovorstellungen und -wahrneh-mungen sowie unwahrscheinliche Extremereignisse identifiziert (Was ist denkbar?), anschlie-ßend mögliche Auswirkungen von Katastrophenereignissen auf neuralgische Punkte an-hand von Versagensketten entwickelt und numerisch modelliert (Was passiert, wenn?) sowie abschließend Handlungsoptionen und Maßnahmen abgeleitet und bewertet (Was tun?).